einige prozesse mussten in mehrere teile aufgeteilt werden.
Prozeß wider das Grafen-Ehepaar Kwilecki wegen Kindesunterschiebung
Teil 1
endet mit
Die angebliche Mutter des Knaben, Frau Cäcilie Meyer, habe ihm gesagt: Sie wurde es lieber sehen, wenn der Knabe ein ehrsamer, wenn auch armer Mann werde, als ein Eindringling in eine gräfliche Familie.
Teil 2
beginnt mit
An einem der letzten Verhandlungstage erstattete die Ähnlichkeitskommission, zu der auch der Leiter des polizeilichen Erkennungsdienstes nach dem Bertillonschen System, Polizeiinspektor Klatt, hinzugezogen war, ihr Gutachten.
endet mit
Was wir getan haben, geschah frei und offen, wir haben niemand draußen auf dem Korridor ausgefragt. Am wenigsten hat der Herr Staatsanwalt Dr. Müller, der vor mir den großen Vorzug hat, bedeutend jünger zu sein, das Recht, jemand, der in diesem Saal alt und grau geworden ist, derartige heftige Vorwürfe zu machen.
Teil 3
beginnt mit
Der Verteidiger erörtert im weiteren die Mängel der Voruntersuchung, und fuhr fort:
Wer aber bezahlt den Geschworenen die Kosten für die vielen Verluste, die sie während dieser vielwöchigen Arbeit in ihrem Berufe erleiden?
Der Knabenmord in Xanten
Teil 1
endet mit
Auf Grund der Beweisaufnahme kann ich nicht anders als aus Pflicht und Gewissen den Antrag auf Nichtschuldig stellen. Ich bitte Sie, meine Herren Geschworenen, sprechen Sie den Angeklagten frei.
Teil 2
beginnt mit
Verteidiger Rechtsanwalt Stapper (Düsseldorf) führte aus: Wenn Ihr Urteil, woran ich nicht zweifle, auf Nichtschuldig lautet, dann wird dieser Tag ein Ehrentag für Sie sein, denn Sie geben einem anständigen, schwergeprüften Manne die Freiheit, einer Familie den Gatten und Vater, einer Gemeinde ein Mitglied wieder, das bisher in der unerhörtesten Weise dem Haß und der Verfolgung eines urteilslosen Pöbels ausgesetzt war.
Die Geheimnisse des Alexianer-Klosters Mariaberg
Teil 1
endet mit
Dort angekommen, sei er von den Brüdern mißhandelt worden. Er sei seiner Stellung als Geistlicher entsetzt worden, da sein Patron, der Gutsbesitzer, sich bei seinem Bischof über ihn beschwert habe. Er habe sich in dem Streit zwischen den Gutsbesitzern und Pächtern auf Seite der letzteren gestellt. Er sei alsdann drei Jahre bei seinen Eltern gewesen, um sich dort zu erholen.
Teil 2
beginnt mit
Kanonikus John Cameron Beauly in Schottland bekundete mittels Dolmetscher: Forbes sei Pfarrer in einem Nonnenkloster gewesen und habe dort die Nonnen gegen die Oberin aufgehetzt. Verteidiger Rechtsanwalt Lenzman: Ist dem Zeugen bekannt, daß die Oberin von Forbes etwas verlangte, was dieser als Geistlicher zurückweisen mußte?
endet mit
Die Verteidigung hat jedoch nicht die Absicht, ohne daß eine dringende Notwendigkeit vorliegt, noch mehr Schmutz aufzuwirbeln. Die Verteidigung verzichtet deshalb auf jede weitere Beweisaufnahme, da die Zustände in Mariaberg hinreichend beleuchtet worden sind.
Teil 3
beginnt mit
Staatsanwalt Pult, der am vorletzten Tage zur Begründung der Anklage das Wort nahm, führte u.a. aus: Die Anklage ist auch erhoben worden wegen einer Reihe von Behauptungen, daß im Alexianerkloster Mariaberg die Kranken in ärgster Weise mißhandelt worden seien.
Die Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk in der Reitbahn der Dragonerkaserne zu Gumbinnen
Teil 1
endet mit
Der Rittmeister habe mehrfach geäußert: Hickel ist ein guter Quartiermeister, aber ein schlechter Reiter. Der Rittmeister habe Hickel des schlechten Reitens wegen bisweilen mit heftigen Worten getadelt.
Teil 2
beginnt mit
Am zwölften Verhandlungstage fanden die Plädoyers statt. Der Vertreter der Anklage,Oberkriegsgerichtsrat Meyer, führte etwa folgendes aus: Meine Herren! Das Oberkriegsgericht beschäftigt sich zum zweiten Male mit einer Strafsache, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus das größte Aufsehen erregt hat.
Das spiritistische Medium Anna Rothe
Teil 1
endet mit
Sie sei überzeugt, daß der Zweig von ihrem Gatten war, denn Frau Rothe habe unmöglich wissen können, daß sie ihren Ehemann um einen Tannenzweig gebeten hatte. Ihr Ehemann habe ihr das auch bestätigt, als sie mit seinem Geiste in Verbindung trat. Er habe ihr auf ihre Frage geantwortet: »Die Naturgeister haben dir den Zweig gebracht, er ist von mir.«
Teil 2
beginnt mit
Es erschienen darauf drei Blumenhändlerinnen, die auf dem Winterfeldplatz ihren Verkaufsstand hatten, als Zeuginnen. Die Angeklagte habe auch im Winter täglich Blumen und Tannenzweige gekauft. Sie war eine sehr gute Kundin.
endet mit
Ein Offizier hatte sich überzeugt, daß ein Buch, das Frau Rothe in die Hand nahm, unbeschrieben war. Nach kurzer Zeit waren etwa 20 Seiten mit verschiedenen Handschriften beschrieben. Einmal kamen soviel Blumen von oben herab, daß ein anwesender Arzt geradezu sprachlos war.
Teil 3
beginnt mit
Der pensionierte Gymnasialprofessor Dr. Sellin erzählte alle möglichen Wunderdinge, die Frau Rothe verrichtet habe. Auch auf Fragen in englischer Sprache seien mit Hilfe der Klopftöne sehr genaue Antworten gegeben worden.
Die Ermordung der Medizinalrätin Molitor auf der Promenade in Baden-Baden
Teil 1
endet mit
Vors.: Nun Angeklagter, ich frage Sie noch einmal, bekennen Sie sich schuldig, Sie müssen doch selbst aus reinen Menschlichkeitsgründen sich sagen, daß Ihr Verteidigungssystem Sie stark verdächtig macht.
Angekl.: Ich habe nichts weiter hinzuzufügen.
Teil 2
beginnt mit
Unter allgemeiner Spannung wurde Fräulein Olga Molitor, eine große, schlanke, hübsche, rötlich blonde Dame, als Zeugin in den Saal gerufen. Sie würdigte den Angeklagten keines Blickes. Der Angeklagte schlug die Augen[21] nieder.
endet mit
Da der Herr Zeuge sich weigert, Zeugnis abzulegen, so beantrage ich, da es sich um das Leben des Angeklagten handelt, den § 69 Abs. 1 und eventuell auch den § 69 Abs. 2 in aller Schärfe gegen ihn in Anwendung zu bringen.
Teil 3
beginnt mit
Der Gerichtshof trat schließlich in Beratung. Der Vorsitzende verkündete alsdann: Der Gerichtshof hat beschlossen, den Zeugen Kunstmaler Lenk, weil er ohne gesetzlichen Grund sein Zeugnis verweigert, auf Grund des § 69 Abs. 1 der Strafprozeßordnung zu einer Geldstrafe von 50 M., für die[35] im Nichtbeitreibungsfalle 3 Tage Haft zu substituieren seien, zu verurteilen
Die Ermordung zweier Frauen in der Königgrätzer Straße in Berlin
Teil 1
endet mit
Vors.: Sprach er denn nur immer Französisch?
Angekl.: Aber nein, er sprach gut Deutsch.
Vors.: Aber Französisch doch auch.
Angekl.: Einmal hat er Französisch gesprochen, sonst sprach er immer seine Muttersprache.
Vors.: Wie das?
Angekl.: Nun, Belgisch. (Große Heiterkeit.)
Teil 2
beginnt mit
Wirtschafterin Franz bekundete als Zeugin: Sie sei Wirtschafterin beim Geheimrat Thür, der eine Wohnung neben der der Damen Schultze innehatte. Sie kannte die Ermordeten seit drei Jahren. Die beiden Damen haben ein sehr zurückgezogenes Leben geführt.
endet mit
Angekl. Gönczi: I bitt' schön, wie kann i der Täter sein, wann sich der Mann da meldet. Der muß doch herübergeholt werden.
Vors.: Na, das erledigt sich ja schon dadurch, daß der Mann zu der Zeit, als die Tat begangen wurde, sich in Brasilien befand.
Teil 3
beginnt mit
Eine Reihe weiterer Zeugen bekundete, daß der Angeklagte einige Tage vor dem Morde erzählt habe, er habe in der Lotterie gewonnen, er besitze eine reiche Tante, die in Hannover wohne und im Sterben liege usw., alles Dinge, die erklären sollten, woher er plötzlich viel Geld habe.
Eine Bluttat in Essen vor dem Marinekriegsgericht
Teil 1
endet mit
Es erschien darauf als Zeuge Fähnrich z.S. Conrad. Auf Beschluß des Gerichtshofes wurde der Angeklagte während der Vernehmung dieses Zeugen aus dem Saale geführt. Der Zeuge bekundete alsdann: Der Angeklagte war im allgemeinen ein guter Kamerad, aber sehr prahlerisch.
Teil 2
beginnt mit
Auf Antrag des Vertreters der Anklage wurde auch der folgende Zeuge, Fähnrich z.S. Brandes in Abwesenheit des Angeklagten vernommen. Dieser bekundete ebenfalls: Der Angeklagte sei ein guter Kamerad und sehr begabt gewesen.
Der Mord im Essener Stadtwalde
Teil 1
endet mit
Steiger Markgref von Zeche Langenbrahm: Er habe bei den auf Zeche Langenbrahm beschäftigten jungen Leuten die eingehendsten Nachforschungen angestellt, aber den von der Zeugin Lettau bezeichneten jungen Mann nicht feststellen können.
Teil 2
beginnt mit
Am dritten Verhandlungstage sah der Angeklagte furchtbar blaß und elend aus. Er saß niedergeschlagen und in sich zusammengesunken da. Er hatte in den letzten fünf Nächten nicht geschlafen.
Das Dynamit-Attentat gegen den Polizeioberst Krause
Teil 1
endet mit
Eine ganze Reihe anderer Fragen der Verteidigung bezogen sich auf die Familienverhältnisse des Polizeioberst Krause, auf seine Kinder erster Ehe und auf die von diesen geschlossenen ehelichen Verbindungen bzw. eingegangenen Verlobungen. Der Zeuge erklärte, daß er keinerlei Verdacht nach dieser Richtung hin habe.
Teil 2
beginnt mit
Eine große Anzahl Zeugen bekundete: Koschemann habe wohl mit dem Menschen, der auf dem Postamt in Fürstenwalde das Paket aufgegeben habe, große Ähnlichkeit, mit Bestimmtheit vermochte jedoch kein Zeuge zu behaupten, daß es Koschemann war.
endet mit
Zeuge: Ich erinnere mich mit voller Bestimmtheit, Koschemann an jenem Abend gegen 8 Uhr auf dem Feste gesehen zu haben.
Vors.: Welcher politischen Parteirichtung gehören Sie an?
Zeuge: Der Zentrumspartei.
Teil 3
beginnt mit
Nach beendeter Beweisaufnahme nahm das Wort Staatsanwalt Kanzow: Meine Herren Geschworenen! Wir stehen am Schlusse langwieriger und erschöpfender Verhandlungen.
Räuberhauptmann Kneißl vor dem Schwurgericht
Teil 1
endet mit
Frau Franziska Scheidler, Witwe des von Kneißl in Irchenbrunn niedergeschossenen Gendarmen Scheidler, bekundete weinend auf Befragen des Staatsanwalts, daß sie fünf kleine Kinder habe; das jüngste sei 1 1/4 Jahr alt.
Teil 2
beginnt mit
Die Krankenhausschwester Adelgunde, Maria Pittero, bekundete: Kneißl sei, als er in das Krankenhaus gebracht wurde, sehr schwach gewesen, so daß er einige Male bewußtlos geworden sei.
Der Hochverratsprozeß gegen Liebknecht, Bebel und Hepner
Teil 1
endet mit
Für dieses Doppelziel habe ich nach besten Kräften gekämpft. Für dieses Doppelziel werde ich kämpfen, solange noch ein Hauch in mir ist, das will die Pflicht.
Teil 2
beginnt mit
Im weiteren Verlauf der langen Verhandlung bestritten die Angeklagten, daß sie mit Gewalt bzw. durch revolutionären Umsturz den sozialdemokratischen Volksstaat haben herbeiführen wollen.
Das Dynamit-Attentat bei der Enthüllungsfeier des Niederwald-Denkmals
Teil 1
endet mit
Vors.: Auf mich macht die ganze Geschichte den Eindruck, als hätten Sie die Explosion bloß vollführt, weil Sie von Reinsdorf dafür bezahlt wurden?
B.: Nein. Auf weiteres Befragen sagte Bachmann: Ein Mitgefangener habe zu ihm geäußert: er solle nur immer tüchtig lügen; Reinsdorf habe ihm (dem Gefangenen) gesagt: er lüge immer.
Teil 2
beginnt mit
Es wurde alsdann Reinsdorf vernommen. Er erklärte auf Befragen des Vorsitzenden: Ich bin wohl mit Bachmann einige Male bei Weidenmüller und Holzhauer zusammengetroffen. Ich bin Anarchist, daraus habe ich niemals ein Hehl gemacht.
endet mit
Die Explosion bei Willemsen sei mittels Zündhütchen zur Ausführung gebracht worden. Das Blei, dessen bereits Dr. Sintenis erwähnt, habe mit dem Dynamit in unmittelbarer Verbindung gestanden; eine Explosion des Bleies hätte im Zimmer befindliche Menschen zweifellos getötet.
Teil 3
beginnt mit
Alsdann wurde Rupsch vernommen.
Vors.: Angeklagter Rupsch, bekennen Sie sich schuldig, den Versuch gemacht zu haben, Se. Majestät den Deutschen Kaiser, den Deutschen Kronprinzen zen und die bei der Enthüllungsfeier des Niederwalddenkmals versammelten Fürsten zu töten?
endet mit
Er habe allerdings zu Rupsch gesagt, man solle irgendwo an einem menschenleeren Ort eine Dynamitpatrone legen und diese entzünden, damit es wenigstens knalle. Palm, der 40 Mark gegeben, sagte ja: »Es muß wenigstens tüchtig knallen.« Rupsch wollte die Explosion aber in der Festhalle in Rüdesheim zur Ausführung bringen.
Teil 4
beginnt mit
Vors.: Nun, Angeklagter Rupsch, Sie haben gehört, was Küchler gesagt hat?
Rupsch: Das ist alles Lug und Trug. Es ist zum Beispiel eine offenbare Lüge, daß ich kein Messer gehabt habe; mag Küchler einmal das Messer beschreiben.
endet mit
Vors.: Sie haben nur Anträge zu stellen, ich will jedoch den Zeugen fragen: ob er hierüber Auskunft gehen will?
Palm: Ich verweigere hierüber die Aussage, da ich sonst eventuell selbst mit reinkommen kann.
Reinsdorf: Ich bin befriedigt.
Teil 5
beginnt mit
Der nächste Zeuge war Färber Külpmann (Barmen). An diesen war folgender Brief angelangt:
»Neuyork, den ... 1884. Werte Freunde und Genossen! Ich will Euch hiermit benachrichtigen, daß ich den Brief bekommen habe von Euch, ich habe ihn direkt besorgt.
endet mit
Daß zehn Schritt von der Festhalle in Rüdesheim eine Vertiefung nicht gefunden wurde, beweist noch nicht, daß die Angaben des Rupsch falsch seien. Ob wirklich gleich nach der Tat nach einer solchen Vertiefung gesucht wurde, erscheint mir wenig glaubhaft. Was das beantragte Strafmaß anlangt, so habe ich nichts dagegen zu bemerken.
Teil 6
beginnt mit
Vert. Justizrat Busenius (für Küchler): Ich bin als Offizialverteidiger beauftragt worden, den Küchler zu verteidigen. Küchler behauptet, er habe den Rupsch begleitet, um das Verbrechen zu verhindern.