COMPLETE: [GERMAN] Ueber die Weiber, A. Schopenhauer - OL/ge

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Gesine
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Post by Gesine »

This recording can be found on the LibriVox catalogue: http://librivox.org/ueber-die-weiber-by-arthur-schopenhauer/

Ich lese gerade von Johanna Schopenhauer einen Reisebericht (LV-Soloprojekt: http://librivox.org/forum/viewtopic.php?t=1768) und bin so bei Gutenberg-DE auf die Schriften ihres beruehmten Sohnes gestossen. Darunter fand sich dieser entzueckende kleine Aufsatz, der der Menschheit unbedingt als historisches Werk erhalten bleiben muss, und aufgrund des Inhalts heutzutage wohl besser von einem Weib gelesen wird. :)

Einer meiner Lieblingssaetze: "... woraus die dem Weibe eigenth?mliche Heiterkeit hervorgeht, welche sie zur Erholung, erforderlichen Falles zum Troste des sorgenbelasteten Mannes eignet."

Es waere nett, wenn das fuer mich mal jemand korrekturlesen koennte; es ist nicht lang. Ich habe zwei kl. Fehler gefunden, die man aber glaube ich lassen kann.

Gutenberg-Text: http://gutenberg.spiegel.de/schopenh/weiber/weiber.htm

Hier ist es - nur etwa 10 Minuten lang und 10MB:
http://www.librivox.gesine.org/gesine/weiber/weiber_a_schopenhauer.mp3

Wenn jemand als Gegenstueck Schillers Wuerde der Frau aufnehmen moechte (vielleicht fuer die Lyriksammlung), das waere spitze! :)
Last edited by Gesine on March 20th, 2006, 2:45 pm, edited 1 time in total.
"Imagination is more important than knowledge. Knowledge is limited. Imagination circles the world." Albert Einstein
raynr
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Post by raynr »

Wenn du dich ?ber solche Texte am?sierst, kannst du auch bei Nietzsche f?ndig werden (jenseits von Gut und B?se):
237. Sieben Weibs-Spr?chlein.

Wie die l?ngste Weile fleucht, kommt ein Mann zu uns gekreucht!

Alter, ach! und Wissenschaft giebt auch schwacher Tugend Kraft.

Schwarz Gewand und Schweigsamkeit kleidet jeglich Weib - gescheidt.

Wem im Gl?ck ich dankbar bin? Gott! - und meiner Schneiderin.

Jung: bebl?mtes H?hlenhaus. Alt: ein Drache f?hrt heraus.

Edler Name, h?bsches Bein, Mann dazu: oh w?r' er mein!

Kurze Rede, langer Sinn - Glatteis f?r die Eselin!
aber das war ja noch witzig, ein einem anderen Paragraph kommt wirklich etwas ?ber sein Frauenbild, das den Schopenhauer noch ?bertrifft
232.

Das Weib will selbst?ndig werden: und dazu f?ngt es an, die M?nner ?ber das "Weib an sich" aufzukl?ren - das geh?rt zu den schlimmsten Fortschritten der allgemeinen Verh?sslichung Europa's. Denn was m?ssen diese plumpen Versuche der weiblichen Wissenschaftlichkeit und Selbst-Entbl?ssung Alles an's Licht bringen! Das Weib hat so viel Grund zur Scham; im Weibe ist so viel Pedantisches, Oberfl?chliches, Schulmeisterliches, Kleinlich-Anmaassliches, Kleinlich-Z?gelloses und -Unbescheidenes versteckt - man studire nur seinen Verkehr mit Kindern! -, das im Grunde bisher durch die Furcht vor dem Manne am besten zur?ckgedr?ngt und geb?ndigt wurde. Wehe, wenn erst das "Ewig-Langweilige am Weibe" - es ist reich daran! - sich hervorwagen darf! wenn es seine Klugheit und Kunst, die der Anmuth, des Spielens, Sorgen-Wegscheuchens, Erleichterns und Leicht-Nehmens, wenn es seine feine Anstelligkeit zu angenehmen Begierden gr?ndlich und grunds?tzlich zu verlernen beginnt! Es werden schon jetzt weibliche Stimmen laut, welche, beim heiligen Aristophanes! Schrecken machen, es wird mit medizinischer Deutlichkeit gedroht, was zuerst und zuletzt das Weib vom Manne will. Ist es nicht vom schlechtesten Geschmacke, wenn das Weib sich dergestalt anschickt, wissenschaftlich zu werden? Bisher war gl?cklicher Weise das Aufkl?ren M?nner-Sache, M?nner-Gabe - man blieb damit "unter sich"; und man darf sich zuletzt, bei Allem, was Weiber ?ber "das Weib" schreiben, ein gutes Misstrauen vorbehalten, ob das Weib ?ber sich selbst eigentlich Aufkl?rung will - und wollen kann Wenn ein Weib damit nicht einen neuen Putz f?r sich sucht - ich denke doch, das Sich-Putzen geh?rt zum Ewig-Weiblichen? - nun, so will es vor sich Furcht erregen: - es will damit vielleicht Herrschaft. Aber es will nicht Wahrheit: was liegt dem Weibe an Wahrheit! Nichts ist von Anbeginn an dem Weibe fremder, widriger, feindlicher als Wahrheit, - seine grosse Kunst ist die L?ge, seine h?chste Angelegenheit ist der Schein und die Sch?nheit. Gestehen wir es, wir M?nner: wir ehren und lieben gerade diese Kunst und diesen Instinkt am Weibe: wir, die wir es schwer haben und uns gerne zu unsrer Erleichterung zu Wesen gesellen, unter deren H?nden, Blicken und zarten Thorheiten uns unser Ernst, unsre Schwere und Tiefe beinahe wie eine Thorheit erscheint. Zuletzt stelle ich die Frage: hat jemals ein Weib selber schon einem Weibskopfe Tiefe, einem Weibsherzen Gerechtigkeit zugestanden? Und ist es nicht wahr, dass, im Grossen gerechnet, "das Weib" bisher vom Weibe selbst am meisten missachtet wurde - und ganz und gar nicht von uns? - Wir M?nner w?nschen, dass das Weib nicht fortfahre, sich durch Aufkl?rung zu compromittiren: wie es Manns-F?rsorge und Schonung des Weibes war, als die Kirche dekretirte: mulier taceat in ecclesia! Es geschah zum Nutzen des Weibes, als Napoleon der allzuberedten Madame de Sta?l zu verstehen gab: mulier taceat in politicis! - und ich denke, dass es ein rechter Weiberfreund ist, der den Frauen heute zuruft: mulier taceat de muliere!

Aber genug abgeschweift. Ich sehe sich ja schon im "book suggestions" Forum die Gegenwehr formieren. :wink: Ich lade deine Aufnahme herunter und werde sie mir heute abend mal anh?ren! Und wenn du mir sagst, wo das Schillergedicht zu finden ist, werde ich es auch aufnehmen.
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Gesine
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Post by Gesine »

Danke, Rainer!

Schillers Wuerde der Frauen: http://gutenberg.spiegel.de/schiller/gedichte/frauenwd.htm
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raynr
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Post by raynr »

Hallo Gesine, ich habe es mir angeh?rt (aber nicht gegen den Text abgeglichen). Alles in Ordnung! Es war teilweise ganz witzig anzuh?ren, aber der Text ist ja wirklich schlecht: ganz unabh?ngig davon da? er sexistisch ist, ist er auch in sich widerspr?chlich. Einmal behauptet er, da? der Verstand der Frauen nur imstande ist, ganz direkt zu denken, und sp?ter sagt er, da? die Frauen immer ?ber Umwege zu ihrem Ziel kommen k?nnen. Naja, auf jeden Fall ist die Aufnahme super! :D
Und ich werde mit Schiller den Frauen auch wieder zu ihrer W?rde verhelfen...
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Gesine
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Post by Gesine »

Super, danke, Rainer! Dann werde ich das jetzt katalogisieren... :)
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Stephan
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Post by Stephan »

Grandios! Ich sehe f?nf Herren in Wrack vor mir, in ?ppigen Sesseln in der Rauchstube ihr Kraut paffend und and?chtig den Ausschweifungen dieses Herren folgend, wohlwissend nicken.

Komplizierter Satzbau f?rbt sofort ab.
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Gesine
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Post by Gesine »

Haha - ja, allerdings... ich weiss noch, als ich Thomas Mann gelesen habe - meine Briefe zu der Zeit waren unausstehlich! :)

Aber Schopenhauer schreibt gut. Gilt, zusammen mit Nietzche, als der wortgewandteste der deutschen Philosophen.
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